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Selbstkompostierendes Dach

Flachgeneigte Dächer in Holzbauweise sind kritisch

Flachgeneigte Dächer in Holzbauweise mit vollgedämmten Sparren stellen eine häufig verwendete Bauweise dar. Der Grund hierfür ist meist, dass sie kostengünstig herzustellen sind. Solche Dächer weisen in der Regel eine Flachdachabdichtung aus Bitumenbahnen oder aus Kunststofffolien auf. Diese Abdichtung besitzt einen hohen Widerstand gegen Wasserdampfdiffusion. Dies führt dazu, dass Wasser, welches in das Dach hineingelangt, nur sehr langsam wieder austrocknen kann.

Solche Dächer müssen deshalb an der Unterseite eine luftdichte Schicht aufweisen, welche verhindert, dass durch Luftströmungen Wasser in die Dachkonstruktion hineingelangt. Solche Luftströmungen würden ansonsten dazu führen, dass das Wasser durch Kondensationserscheinungen den Sparrenzwischenraum befeuchtet. Je nach Wassermenge kann sich die Feuchtigkeit im Laufe der Zeit aufsummieren und dann zu Schäden an der Holzkonstruktion des Daches führen.

Auch die für die Konstruktion verwendete Holzsparren müssen explizit trocken sein. Wenn die Sparren mit einer hohen Holzfeuchtigkeit eingebaut werden oder während der Bauphase durch Regen nach innen Wasser eintritt, dann kann das Wasser im fertigen Zustand des Daches nur noch sehr langsam austrocknen. Auch diese Feuchtigkeit kann zu Holzschäden durch die Entwicklung von Holzpilzen führen.

 

Das Dach hatte sich "selbst kompostiert"

In einem Schadensfall hatte sich gezeigt, dass die Dachschalung eines flachgeneigten Daches vollflächig von holzzerstörenden Pilzen befallen war. Die Kanthölzer der oberen Kantholzlage waren größtenteils von holzzerstörenden Pilzen befallen. Umgangssprachlich werden solche Dachkonstruktionen auch als "selbstkompostierende Dächer" bezeichnet.

Das Dach hatte sich selbst kompostiert.
Das Dach hatte sich selbst "kompostiert".
Von der Dachschalung war nur noch Kompost übrig geblieben.
Von der Dachschalung war nur noch "Kompost" übrig geblieben.
An den Dachsparren waren Schwammpilze aufgetreten.
An den Dachsparren waren Schwammpilze aufgetreten.
Beim Betreten des Dachrandes brach man durch die Dachkonstruktion.
Beim Betreten des Dachrandes brach man durch die Dachkonstruktion.
Die Dampfbremse war vielfach durch Nägel durchlöchert.
Die Dampfbremse war vielfach durch Nägel durchlöchert.
Leerrohre führten in den Dachraum. Hier hatte man die Dampfbremse nicht angeschlossen, so dass Leckagen vorlagen.
Leerrohre führten in den Dachraum. Hier hatte man die Dampfbremse nicht angeschlossen, so dass Leckagen vorlagen.
Bei der Untersuchung mit einer Wärmebildkamera zeigte sich, dass durch die Dampfbremse warme Luft nach oben in das Dach hinein strömte.
Bei der Untersuchung mit einer Wärmebildkamera zeigte sich, dass durch die Dampfbremse warme Luft nach oben in das Dach hinein strömte.
Die Dampfbremse war durch eine Lattung beschädigt.
Die Dampfbremse war durch eine Lattung beschädigt.
An einer Rohrdurchführung wies die Luftdichtheitsschicht Leckagen auf.
An einer Rohrdurchführung wies die Luftdichtheitsschicht Leckagen auf.
Über die Hohlräume der Hochlochziegel kann warmfeuchte Luft aus dem Wohnraum in das Dach gelangen.
Über die Hohlräume der Hochlochziegel kann warmfeuchte Luft aus dem Wohnraum in das Dach gelangen.

Die obigen Bilder  zeigen, dass mindestens die obere Lage der Wärmedämmung zwischen den Kanthölzern Schimmelpilzbildungen aufwies.

Erfahrungsgemäß wächst das Mycel solcher Pilze in den Hohlräumen des Mineralfaserdämmstoffs weiter. Es muss deshalb damit gerechnet werden, dass auch die untere Lage der Wärmedämmung, nämlich zwischen den Sparren, zumindest bereichsweise auch Schimmelpilzbildungen aufgewiesen hat.

Weiter wurde festgestellt, dass die Wärmedämmung im nördlichen Bereich sich mit der Oberseite der Dampfbremse „verbacken„ hatte. Dies bedeutet, dass mindestens in diesem Bereich auch die Wärmedämmung im unteren Bereich durchfeuchtet war.

Die Befunde zeigen somit, dass eine Entfernung der kompletten Wärmedämmung im gesamten Dachaufbau, als vorbeugende Maßnahme erforderlich war.

Die Holzbalken der unteren Sparrenlage wiesen ebenfalls Feuchtigkeitserscheinungen auf. Es war zu erkennen, dass sie lokal mit Pilzen befallen waren.

Im Rahmen der Untersuchung der betroffenen Dachfläche zeigte sich, dass das Dach sich beim Begehen weich anfühlte, und dabei Einsenkungen in der Holzschalung zu spüren waren. Die Holzbrettschalung war nicht mehr tragfähig. Im weiteren Verlauf der Sanierung wurde bei der Öffnung der Dachfläche dann festgestellt, dass die Holzbrettschalung auf der gesamten Fläche des Daches durch holzzerstörende Pilze beschädigt war. Dies bedeutet, dass die Holzbrettschalung als Unterkonstruktion der Abdichtung vollständig zerstört und somit nicht mehr tragfähig war. Hierdurch wurde beim Begehen des Daches die Wärmedämmung belastet, so dass beim Betreten im Zuge der Untersuchungen Einsenkungen zu erkennen gewesen waren.

Bei einem Wärmedämmstoff aus Mineralfasern, welcher bereits mit Mycelsträngen durchwachsen ist, reicht eine Trocknung allein als Instandsetzungsmaßnahme nicht aus. In diesem Fall muss die Wärmedämmung komplett entfernt werden.

Auf der Grundlage der oben genannten Untersuchungsergebnisse war es deshalb notwendig, auch die Wärmedämmung im Zuge der Dachsanierung vollständig zu beseitigen.

 

Unbelüftete Flachdächer sind eine Sonderkonstruktion

Hinsichtlich des Schutzes vor Tauwasser im Bauteil nehmen unbelüftete Flachdächer, das heißt, Dächer mit Dachabdichtungen in Holzbauweise mit Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle eine Sonderstellung ein. Bei der diesbezüglichen Bewertung der Gebrauchstauglichkeit haben sich nämlich in der jüngsten Vergangenheit wesentliche Änderungen aufgrund neu gewonnener Kenntnisse und Erfahrungen ergeben. Solche Dachkonstruktionen stellen auch heute noch eine Sonderbauweise dar und bedürfen einer erhöhten Sorgfalt.

Es muss insbesondere darauf geachtet werden, dass die Luftdichtheitsschicht keine Leckagen aufweist.

 

Wie kann instandgesetzt werden?

Zur Instandsetzung des vorliegenden Daches können prinzipiell folgende Konzepte durchgeführt werden:

Konzept A: Herstellung einer Dachkonstruktion mit zusätzlicher Belüftung:

Belüftete Konstruktionen sind im Hinblick auf die Abfuhr von unplanmäßig eingebrachter Feuchte üblicherweise deutlich fehlertoleranter. Sie werden bei Flachdächern häufig nicht angewandt, weil die Belüftungsöffnungen zum Teil nur kompliziert hergestellt werden können und die Gefahr besteht, dass sie nicht funktionstüchtig sind. Zudem ist bekannt, dass eine gute Belüftung in erster Linie mit dem thermischem Auftrieb zusammenhängt. Dieser ist bei flachen Dachneigungen gering.

Wenn aber nicht zuverlässig sichergestellt werden kann, dass eine ausreichende Hinterlüftung erreicht wird, dann ist von der Instandsetzungsvariante A abzuraten.

Konzept B: Herstellung einer Dachkonstruktion mit Aufdachdämmung:

Als Aufdachdämmung ist eine Schichtenfolge zu verstehen, bei der Dampfsperre/Luftdichtheitsschicht, Wärmedämmung und Abdichtung oberhalb der tragenden Holzkonstruktion eingebaut werden.

Die tragende Holzkonstruktion liegt damit vollständig im Einfluss des Innenraumklimas und damit auf der warmen Seite des Bauteils. Ein Diffusionsprozess im Holz findet nicht statt, die Holzeinbaufeuchte kann gefahrlos in den Innenraum austrocknen. Eine kritische Auffeuchtung von tragenden Holzbauteilen ist damit bei üblichem Wohnraumklima ausgeschlossen.

 

Selbstverständlich können auch die Aufdachdämmungen aufgrund von Leckagen oder eingeschlossener Baufeuchte wie bei jedem Warmdachaufbau von Flachdächern durchfeuchtet werden. Das Schadensfolgerisiko ist aber deutlich geringer, weil es sich bei den Bauteilschichten meist um feuchteunempfindliche Baustoffe handelt und keine tragenden (Holz-)Bauteile großflächig und unbemerkt zerstört werden können. Bei der Wahl des Dämmstoffs sollte allerdings der erforderliche bzw. gewünschte Schallschutz berücksichtigt werden.

 

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