Schimmel in einer neu erstellten Garage

Vorhandene Erscheinungen

An einem neu erstellten Wohngebäude mit Doppelgarage hatten die Bewohner Feuchtigkeitserscheinungen an der Garagendecke in Form von Tauwasserbildungen und Schimmelerscheinungen festgestellt. Auch die daran angrenzenden Außenwände waren hiervon betroffen. Da die Ursache der Feuchtigkeitserscheinungen und die möglichen Instandsetzungsmaßnahmen ungeklärt waren, wurde ich mit der Ausarbeitung und Beurteilung der Ursachen beauftragt.

Die Garage wies ein Sektionaltor ohne Lüftungsöffnungen und eine Tür zum Wohnhaus auf.
Die Garage wies ein Sektionaltor ohne Lüftungsöffnungen und eine Tür zum Wohnhaus auf.
An der Wand neben dem Garagentor lag Schimmel vor.
An der Wand neben dem Garagentor lag Schimmel vor.
An der Wand neben dem Garagentor lag Schimmel vor.
An der Wand neben dem Garagentor lag Schimmel vor.
An der oberen Außenecke neben dem Garagentor waren Schimmelpilzbildungen aufgetreten.
An der oberen Außenecke neben dem Garagentor waren Schimmelpilzbildungen aufgetreten.

Kommt die Feuchte von außen?

Bei dem von mir durchgeführten Ortstermin habe ich keine Hinweise auf von außen eindringende Feuchtigkeit festgestellt. Solche Hinweise wären zum Beispiel gewesen:

  • Ränder- und Fleckenbildungen,
  • Abplatzungen des Putzes,
  • Abplatzungen des Anstriches,
  • Ausblühungen.

Bei der Untersuchung der Dachfläche waren auch keine Befunde vorhanden, welche auf Undichtigkeiten an der Dachabdichtung hingewiesen hätten.

 

Ein fehlender Kiesfang des Dachablaufes stellte zwar einen Mangel dar, er hatte jedoch keine Wassereintritte in die Garage verursacht. Bei der Untersuchung des Dachablaufes war zu erkennen, dass der Dachablauf keine Verstopfung aufwies und insofern die Entwässerung des Flachdaches durch den fehlenden Kiesfang nicht beeinträchtigt war.

 

Am Ablauf der Garagendecke fehlte ein Kiesfang
Am Ablauf der Garagendecke fehlte ein Kiesfang
Am Ablauf des Garagendaches lagen keine Auffälligkeiten vor.
Am Ablauf des Garagendaches lagen keine Auffälligkeiten vor.

Beim Ortstermin wurde mir mitgeteilt, dass die Feuchtigkeitserscheinungen in der Garage ausschließlich in der kalten Jahreszeit auftraten. Wenn Wassereintritte von außen die Ursache der Feuchtigkeitserscheinungen in der Garage gewesen wären, dann wäre zu erwarten, dass solche Feuchtigkeitserscheinungen auch in der warmen Jahreszeit während Regenperioden auftreten würden. Solche Erscheinungen lagen jedoch nach den Angaben der Besitzer nicht vor.

 

Zusammenfassend zeigte sich, dass Wassereintritte von außen als Ursache der Feuchtigkeitserscheinungen in der Garage ausgeschlossen werden konnten.

 

Was ist mit Neubaufeuchte?

Bei den von mir durchgeführten Raumklimamessungen habe ich festgestellt, dass folgende Werte des absoluten Wassergehalts der Luft vorlagen:

 

-       Garage:        7,6 g/m3

-       Außenluft:     5,4 g/m3

-       Wohnung:     6,7 g/m3

 

Meine Messungen zeigten, dass die Luft im Inneren der Garage den höchsten Wert des absoluten Wassergehalts aufwies. Der absolute Wassergehalt der Luft in der Luft in der Garage war um 2,2 g/m3, entsprechend 41 %, höher als der absolute Wassergehalt der Außenluft und um 0,9 g/m3, entsprechend 13 %, höher als der absolute Wassergehalt der Luft in der Wohnung. Aufgrund der Messungen zeigt sich somit folgendes:

  • Zwischen der Garage und der Außenluft fand nur ein geringer und langsamer Luftaustausch statt. Bei guter Durchlüftung der Garage wäre zu erwarten gewesen, dass der absolute Feuchtigkeitsgehalt der Luft in der Garage nahezu dem Wert der absoluten Feuchtigkeit der Außenluft entspricht. – Meine Untersuchungen ergaben auch, dass nur geringe Luftspalte im Übergang des Garagentors an die Anschlüsse vorlagen, so dass nur bei Windanströmung des Garagentores mit einem nennenswerten Luftwechsel zu rechnen ist.
  • Da der absolute Feuchtigkeitsgehalt in der Garage höher lag als in der angrenzenden Wohnung kann auch nur ein sehr geringer Luftaustausch zwischen Garage und Wohnung bei geschlossener Wohnungseingangstür stattfinden. Hierfür spricht auch, dass die Wohnungseingangstür eine ringsum laufende und dicht schließendes Dichtungsprofil aufwies.
  • Da der absolute Feuchtigkeitsgehalt der Luft innerhalb der Garage höher lag als in der Wohnung und im Außenbereich, kann der höhere Feuchtigkeitsgehalt nur in der Garage selber entstanden sein. Die Garage wies folgende Umfassungsbauteile auf, die seit der Herstellung nach innen durch Austrocknung der Neubaufeuchte Wasser abgeben können:
    • Betondecke des Flachdachs,
    • Innenputz der Außenwände,
    • Fugenmörtel der Außenwände,
    • Verbundestrich der Trenndecke Untergeschoss/Erdgeschoss.

Aus der Erfahrung ist bekannt, dass die Austrocknung von mineralischen Bauteilen wie Beton, Estriche, Putze und Mauermörtel je nach Austrocknungsbedingungen in der Größenordnung von etwa 2 Jahren bis 4 Jahren dauern kann. Dies bedeutet, dass die Umfassungsbauteile seit Ihrer Erstellung noch nicht ihre Ausgleichsfeuchte erreicht hatten. Es wäre deshalb zur Verhinderung der Feuchtigkeitserscheinungen in der Garage erforderlich gewesen, dass durch eine regelmäßige Lüftung der Garage mit Außenluft die Luftfeuchtigkeit reduziert wird. - Im Winter kann zusätzlich durch Eintrag von Schnee und Schneematsch mit dem Auto der Feuchtigkeitsgehalt noch weiter erhöht werden.

 

Meine Messungen des Feuchtigkeitsgehaltes der Betondecke der Garage ergaben Werte zwischen 60 und 82 Digits. Hierbei handelte es sich nicht um absolute sondern um relative Feuchtigkeitswerte, die anhand von Eichkurven in volumen- oder massenbezogene Feuchtigkeitswerte umgerechnet werden müssen. Anhand der Eichkurven ergibt sich ein Wassergehalt des Betons an der inneren Oberfläche der Garagendecke in der Größenordnung von 1,0 bis 2,0 Massen-%. Aus DIN EN 12524 geht hervor, dass Beton in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte sich folgenden Werten des Wassergehalts als Ausgleichsfeuchtigkeit annähert:

 

Relative

Luftfeuchtigkeit

Wassergehalt

50 %

1,0 Massen-%

80 %

1,7 Massen-%

 

Somit zeigen die Messungen, dass die Garagendecke noch nicht ihre Ausgleichsfeuchtigkeit erreicht hat.

Aus der Erfahrung bei der Durchführung von Feuchtigkeitsmessungen bei anderen Objekten hat sich gezeigt, dass die Ausgleichsfeuchte eines Betons bei einem Wert von etwa 40 Digits bis 60 Digits liegt. Die gemessenen Werte von 60 bis 82 Digits waren somit deutlich höher als die Werte der Betonausgleichsfeuchte.

 

Zusammenfassend zeigte sich, dass mindestens die Betondecke herstellungsbedingt noch einen erhöhten Feuchtigkeitsgehalt durch Neubaufeuchtigkeit aufwies und sich noch nicht im Feuchtegleichgewicht mit der Umgebung befand. Dies führte zu einer Wasserabgabe der Umfassungsbauteile der Garage an die Raumluft und zu einer Erhöhung der absoluten Luftfeuchte. Dieser noch nicht abgeschlossene Austrocknungsvorgang der Umfassungsbauteile hat neben anderen Ursachen zu den Feuchtigkeitserscheinungen an der Garagendecke und zu den Schimmelpilzbildungen in der Nordecke der Garage beigetragen

 

Beurteilung

Meine Untersuchungen ergaben, dass die Feuchtigkeitserscheinungen an der Deckenunterseite der Garage nicht durch Wassereintritte von außen verursacht worden waren.

Die Tauwasserbildungen sind durch Zusammenwirken von folgenden Ursachen entstanden:

 

a) Die Umschließungsflächen der Garage geben Feuchtigkeit nach innen ab. Hierbei handelte es sich um die sogenannte Neubaufeuchte. Erfahrungsgemäß dauert es je nach Austrocknungsverhältnisse ca. 2 bis 4 Jahre bis die Bauteile sich der Umgebungsfeuchte angepasst haben.

 

b) Die Garage wurde nicht ständig planmäßige belüftet. Es fand nur ein geringer Luftaustausch der Garage mit der Außenluft statt, so dass sich in der Garage durch die Feuchteabgabe der Umfassungsbauteile eine erhöhte relative Luftfeuchte einstellte.

 

c)  Die Garage wies keine Wärmedämmung der Flachdachdecke auf. Hierdurch ergaben sich in der kalten Jahreszeit niedrige Oberflächentemperaturen an der Deckenunterseite. Aufgrund der geometrischen Bedingungen lagen an der Decken-/Wandkante die niedrigsten Temperaturen im Deckenbereich vor. Somit fand zuerst entlang den Decken-/Wandkanten eine Unterschreitung der Taupunkttemperatur der Innenluft statt. Hierdurch konnte sich Tauwasserbildung an der Deckenunterseite ergeben.

 

Instandsetzung durch Herstellung einer Durchlüftung mit Außenluft

Als Möglichkeit zur Instandsetzung der Garage kann eine ständige Durchlüftung der Garage mit Außenluft hergestellt werden. Hierfür ist eine Querlüftung erforderlich. Für diese Maßnahmen sind folgende prinzipielle Arbeitsschritte erforderlich:

  1. Herstellung von Lüftungsöffnungen in der Rückwand der Garage. Hierzu können beispielsweise mehrere Bohrlöcher in die Wand eingebracht werden. Die Bohrlöcher müssen an der Außenseite einen Insektenschutz erhalten. Der Außen- und der Innenputz mit Anstrich müssen im Anschluss an die Bohrlöcher nachgearbeitet werden.  
  2. Herstellung von Lüftungsöffnungen im Sektionaltor der Garage. Hierzu können beispielsweise die transparenten Elemente im Garagentor entfernt und durch ein architektonisch passend gestaltetes Lochblech ersetzt werden.                                         
  3. Zusätzlich müssen die Schimmelpilzbildungen im Bereich der Nordecke der Garage entfernt werden.

In Anlehnung an DIN 4108-3 sollte der freie Lüftungsquerschnitt an beiden Garagenseiten zusammen mindestens 2 Promille des Garagengrundrisses betragen. Da die Garagenfläche entsprechend den Planunterlagen 38,6 m2 beträgt, ergibt sich ein Mindestlüftungsquerschnitt von insgesamt 772 cm2, also pro Seite 386 cm2.

Vorteile:

  • Keine Maßnahmen am Dach und an der Attika der Garage erforderlich.
  • Die Maßnahme verursacht verhältnismäßig geringe Kosten.
  • Das Grundstück des Nachbarn wird nicht beansprucht.
  • Die gesamte nutzbare Höhe der Garage bleibt erhalten.
  • Gegenstände, die in der Garage abgestellt werden, sowie das Auto werden getrocknet und somit zuverlässig vor Korrosion geschützt.

 Nachteile:

  • Die Außenansicht der Garage (Tor und Südostseite) wird geringfügig verändert.
  • In der Garage wird sich im Winter eine niedrige Raumtemperatur einstellen.

 

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